Das erste Halbjahr 2013 war für mich beruflich und privat höchst erfreulich verlaufen, hatte ich doch erst im Mai geheiratet, kurz nach dem Fünfjahres-Jubiläum in diesem meinem Traumjob. Arbeitgeber war ein grundsolides, just sein 125-Jahr-Jubiläum feierndes Unternehmen.
Die Wende kam im Sommer. Aus wirtschaftlichen Gründen hatte die Firma beschlossen, fortan auf die Dienste von gleich neun Mitarbeitenden zu verzichten. Auch ich musste mich mit dem Gedanken an den schweren Gang zum RAV anfreunden. Deren Website erweckte durchaus Zuversicht, was die bevorstehenden Massnahmen, Umstände und Ereignisse betraf.
Die Ex-Firma sponserte uns Entlassenen grosszügigerweise ein Coaching bei der namhaften internationalen Outplacement-Firma LPF (Luv Pike Ford*). Gleich beim erstmaligen Treffen informierte mich Betreuerin Riedle* über mein Riesenpech, altershalber um knappe zwei Monate an den zusätzlichen Taggeldern 4 Jahre vor dem Rentenalter vorbei zu schrammen: ich sei um sieben Wochen zu jung dafür. Man könne aber noch etwas tun, nämlich mit der Firma verhandeln, meinte Frau Riedle; und sie half mir in der Folge sogar intensiv dabei. Wir stellten ein Gesuch zur Aufschiebung der Kündigung um zwei Monate aus Härtefallgründen. Dies fruchtete aber leider nichts.
*Namen geändert
So meldete ich beim RAV zeitig meinen Stellenverlust per 1. November. Gut ersichtlich aus dem Kalender, und Hauptthema im Erstgespräch am 4. November, war meine Grenzfallsituation als beinahe 61-Jähriger wegen Geburtstages im Dezember (A). Die RAV-Beraterin registrierte meine mündliche Geltendmachung des Anspruchs auf 120 zusätzliche Taggelder Über-61 und bemerkte dazu, das RAV hätte nichts mit den Taggeldern zu tun, und es käme ganz darauf an, was die Kasse entscheiden würde.
Überhaupt musste ich vorerst noch eine Kasse auswählen; meine Wahl fiel auf die SYNA, weil diese im Hause, auf selbiger Etage, quasi Tür an Tür, eine Agentur hatte. Dann informierte ich die Beraterin über die ab 9. November anstehende Auslandreise. Die vier Wochen Absenz (B) winkte sie ohne Wimpernzucken als "unbezahlte Ferien" unter Auflage des Stellensuchens durch. Danach würde es bloss noch zwei Wochen (C) bis zur Über61-Police dauern. Ich hoffte einfach, dass die Versicherer die richtige Lösung finden würden.
Die Auslandreise war grandios und wie immer viel zu schnell vorbei, und von meiner Erwerbssituation fast gar nicht überschattet. Nach der Rückkehr stempelte ich drauflos und hatte am 12. Dezember den zweiten RAV-Termin. Es war auch der angefallene Papierkram zu erledigen, denn aus Bern war schon zweimal Post gekommen. Die monatlichen Formulare "Angaben der versicherten Person" für November und Dezember waren - unter Androhung von Leistungsentzug oder Strafanzeige - wahrheitsgetreu auszufüllen und an das Syna ScanCenter Olten zu senden.
Kurz vor Weihnachten forderte Kasse Syna mit Brief vom 18. Dezember D#026 noch zusätzliche Unterlagen an.